White-Label-Lösungen für Mobile Wallets: Bedeutung für Banken

Da Konsument:innen im Alltag immer häufiger auf ihr Smartphone zurückgreifen, sind bequeme und sichere Zahlungslösungen heute sehr gefragt. Als Reaktion darauf haben Banken begonnen, Mobile Wallets in ihr Angebot zu integrieren, mit denen Kund:innen ihre Zahlungen einfach verwalten und ausführen können. Die Technik und die Kundenpräferenzen entwickeln sich jedoch ständig weiter, weshalb Bankinstitute auch über eine Anpassung ihrer Mobile Wallets nachdenken müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

 

In den letzten Jahren hat der zunehmende Wettbewerb mit FinTech-Unternehmen die Einführung digitaler Bankdienstleistungen deutlich vorangetrieben. Der Trend hin zu Embedded Banking gefährdet jedoch klassische Einnahmequellen wie Börsengebühren und Zinsen. Banken müssen daher innovativ bleiben, um mit den neuesten Digital Banking Trends Schritt zu halten und barrierefreie Lösungen zu entwickeln, die den vielfältigen Anforderungen ihrer verschiedenen Kundensegmente gerecht werden – von technologisch versierten Millennials bis hin zu Senioren, die eventuell weniger mit digitalen Produkten vertraut sind.

Wir haben uns mit Jumaane Hutchinson, Head of Product Mobile Wallet bei Netcetera, unterhalten, um zu erfahren, wie Banken in dieser komplexen Landschaft navigieren und White-Label-App-Lösungen nutzen können, um ihre Marktposition zu stärken.

Die Rolle von White-Label-Lösungen für Mobile Wallets

„White-Label-Lösungen für Mobile Wallets, wie die von Netcetera, werden vor allem für die Abwicklung und Verwaltung von Zahlungen verwendet“, sagt Jumaane. „Dank dieser Lösungen können Banken eine gebrandete und anpassbare Mobile Wallet Experience anbieten, ohne die Technologie von Grund auf neu entwickeln zu müssen.“

Laut Jumaane sind Mobile Wallets eine bequeme Alternative zu physischen Geldbörsen, da sie es Verbrauchern ermöglichen, einfach mit ihrem Smartphone zu bezahlen. „Ein Leben ohne Handy ist heute fast undenkbar“, sagt er. „Man hat es also dabei, wenn man das Haus verlässt, und kann so sein Portemonnaie zurücklassen, denn Zahlungen können einfach mittels Tippen auf dem Handy getätigt werden." Es überrascht deshalb wenig, dass Verbraucher:innen in den meisten Ländern in den letzten Jahren immer weniger mit Bargeld bezahlen.

Dabei geht die Rolle der Mobile Wallets über das reine Bezahlen hinaus. „Ich würde die Definition eines Mobile Wallets selbst auf Anwendungsfälle ohne Zahlungen ausweiten“, so Jumaane. „Eine White-Label-App, die als Mobile Wallet dient, kann Funktionen wie Personal Finance Management (PFM) enthalten, um Kund:innen bei der Verwaltung ihrer Ausgaben, ihres Personalausweises, ihrer Veranstaltungstickets und Bordingtickets zu unterstützen.“

„Apple Pay und Google Pay haben in Ländern wie dem Vereinigten Königreich einen deutlich höheren Marktanteil im Zahlungsverkehr als Bargeld oder Karten. Und es gibt in Europa viele andere lokale Zahlungsmethoden, darunter Bizum in Spanien, Swish in Schweden und TWINT in der Schweiz“, fügt Jumaane hinzu. „White-Label-Lösungen eröffnen Banken die Möglichkeit, sich in diesem Bereich gut zu positionieren und ihren Kund:innen eine umfassende, markengeschützte mobile Wallet anzubieten.“

Dieser multifunktionale Aspekt von Mobile Wallets sorgt in der Branche ständig für Diskussionen. „Die Definition von Mobile Wallets wird immer Diskussionsthema bleiben, denn die Funktionen werden ständig weiterentwickelt“, sagt Jumaane. „Je nachdem, wen du fragst, bekommst du immer eine andere Antwort!“

Egal, ob sie für Zahlungen, zur Identitätsprüfung oder für den Zugang zu Veranstaltungen und Verkehrsmitteln verwendet werden – Mobile Wallets werden in unser aller Leben immer wichtiger, da ihre Einsatzmöglichkeiten wachsen.

Wo Mobile Wallets erfolgreich sind (und wo nicht)

Mobile Wallets sind in verschiedenen Regionen und Branchen unterschiedlich erfolgreich, da ihre Verwendung eng mit Zahlungsgewohnheiten, kulturellen Normen und Vertrauen in die Finanzinstitute verbunden ist.

„Mobile Wallets sind insgesamt sehr erfolgreich: von Apple Pay und Google Pay bis hin zu regionalen Erfolgen wie TWINT und Swish. Sie alle sind im Wesentlichen White-Label-App-Lösungen. Dabei lässt sich jedoch feststellen, dass Mobile Wallets in Regionen und Ländern häufiger genutzt werden, in denen auch die Kreditkarte ein häufig verwendetes Zahlungsmittel ist“, resümiert Jumanee.

Für den Erfolg von Mobile Wallets in Europa spielten Account-to-Account-Payments (A2A) eine wichtige Rolle, denn die Banken suchten nach Alternativen zu kartenbasierten Transaktionen, um Gebühren von Visa und Mastercard zu vermeiden. „Alle beliebten Mobile Wallets in Europa bieten Account-to-Account-Payments“, erklärt Jumaane weiter. „Meiner Ansicht nach sind A2A-Zahlungen ohne Mobile Wallets nicht denkbar.“ Er führt weiter aus, dass die symbiotische Beziehung von A2A-Zahlungen und Mobile Wallets dazu beigetragen hat, die Akzeptanz in Märkten voranzutreiben, in denen die lokalen Banken ihre Abhängigkeit von Kartensystemen verringern mussten und die Verbraucher:innen nach Alternativen zu kartenbasierten Transaktionen suchten.

Auf Branchenebene sind Mobile Wallets bei Quick-Commerce-Transaktionen wie für den Kauf von Coffee-to-go und Take-away-Mahlzeiten besonders erfolgreich. „Mobile Wallets werden in der Regel verwendet, wenn man es eilig hat. Und weniger für höhere Zahlungssummen, wie etwa beim Kauf eines Autos“, erklärt Jumaane. Öffentliche Verkehrsmittel und geschlossene Systeme wie Tankstellen sind ebenfalls häufige Anwendungsfälle für Mobile Wallets.

Obwohl in einigen Märkten wie Deutschland und Österreich lokale White-Label-Lösungen angeboten werden, bleibt Bargeld hier das wichtigste Zahlungsmittel – rund 60 % der Käufe in Deutschland werden bar bezahlt.

Und in Wien gibt es immer noch Orte, die keine Karten akzeptieren“, sagt Jumaane. „Dazu gehört beispielsweise der sehr beliebte Lebensmittelmarkt, der Naschmarkt, der jedes Jahr Millionen von Besuchern anlockt. Aber auch viele Restaurants akzeptieren immer noch keine Kartenzahlungen und somit auch keine Mobile Wallets. Vertrauen spielt bei der Einführung von digitalen Zahlungslösungen eine entscheidende Rolle.

"Die Wallet-Anbieter müssen das Vertrauen fördern und aufrechterhalten, indem sie die Sicherheit, transparente Richtlinien und ein einzigartiges Nutzererlebnis gewährleisten.“

Wie sich aktuelle Trends und Regelungen auf Mobile Wallets auswirken

Den Aufsichtsbehörden kommt eine wichtige, aber auch schwierige Rolle zu, denn sie müssen sicherstellen, dass die Systeme für Mobile Wallets solide, widerstandsfähig und wettbewerbsfähig sind. „Ich halte dies für eine grosse Herausforderung“, sagt Jumaane. „Aufsichtsrechtliche Regelungen können bei grenzüberschreitenden Zahlungen hilfreich sein, aber ganz einfach ist das nicht.“

Ein wichtiger Bereich, in dem Aufsichtsbehörden einen grossen Einfluss haben können, ist die Erleichterung der grenzüberschreitenden Nutzung lokaler Zahlungsmethoden. „Es wäre für Aufsichtsbehörden in ihrer Rolle von Vorteil, insbesondere innerhalb der EU, das Reisen mit einer lokalen Zahlungsmethode deutlich zu vereinfachen“, fährt Jumaane fort. „Und zwar vor allem für Menschen in Ländern wie der Schweiz, Schweden und den Niederlanden, wo lokale Mobile Wallets sehr stark verbreitet sind. Es ist keine schöne Erfahrung, wenn man die Zahlungsmethode, die man jeden Tag benutzt, nicht im Ausland verwenden kann."

Eine stärkere Regulierung könnte jedoch den technologischen Fortschritt und den Wettbewerb behindern. „Der Ansatz der European Payments Initiative (EPI) mit der SEPA-Sofortüberweisung ist ein interessanter Fall“, sagt Jumaane. „Daz Ziel der EPI, eine einheitliche Lösung für alle zu schaffen, anstatt den Fokus auf die Zusammenarbeit verschiedener lokaler Zahlungsnetzwerke zu legen, wirft Fragen über die möglichen Auswirkungen auf Innovation und Wettbewerb auf dem Markt auf.“

Jumaane zufolge wäre es für Aufsichtsbehörden die perfekte Aufgabe, das Zusammenspiel zwischen verschiedenen Wallet-Anbietern zu gewährleisten. „Es gibt heute eine Reihe von White-Label-Apps, die auf ihre eigenen Bereiche spezialisiert sind“, erklärt er. „Anstatt jedoch alles in eine Lösung integrieren zu wollen, sollten sich die Aufsichtsbehörden darauf konzentrieren, sicherzustellen, dass diese Wallets nahtlos zusammen funktionieren können. Dieses Problem zu lösen ist komplex, aber meiner Meinung nach ist es der richtige Ansatz."

Ein Bereich, in dem die Aufsichtsbehörden gute Arbeit geleistet haben, ist die Standardisierung von 3-D Secure und EMV 3-D Secure (EMV 3DS) für Online-Transaktionen. „Beeindruckend ist, dass es heute völlig egal ist, welchen Online-Shop Sie besuchen oder bei welcher Bank Sie Kunde sind – das 3-D Secure-Erlebnis ist immer dasselbe“, so Jumaane. „Und wenn die Aufsichtsbehörden dies für Account-to-Account-Payments oder die Open-Banking-Nutzung insgesamt ermöglichen könnten, wird die Akzeptanz weiter steigen. Somit würde es beispielsweise zwischen Banken, Kartensystemen und Händlern weiter Wettbewerb geben und sie könnten weiterhin 3-D Secure und EMV 3DS anbieten, aber das Nutzererlebnis wäre das gleiche.“

Ein weiteres positives Beispiel für aufsichtsrechtliche Massnahmen ist der Beschluss der Europäischen Kommission, Apple aufzufordern, den Zugriff auf den NFC-Chip in Apple-Geräten zu ermöglichen. Somit konnten Drittentwickler innovative neue Tools und Funktionen entwickeln, der Wettbewerb wurde gestärkt und für Konsument:innen stehen heute mehr Auswahlmöglichkeiten in Bezug auf Mobile Wallet Solutions bereit.

Competitor Leaderboard 2023-2028

Wie können sich Anbieter unter den vielen White-Label-Angeboten auf dem Markt entscheiden

Juniper Research hat eine Rangliste der besten Anbieter erstellt – und Netcetera ist einer von ihnen.

Die künftige Rolle von Mobile Wallets

Im Zuge ihrer weiteren Entwicklung müssen Mobile Wallets künftig in der Lage sein, ein nahtloses, standardisiertes Nutzererlebnis über verschiedene Regionen und Anwendungsfälle hinweg zu bieten.

„Dabei ist entscheidend, dass sich das Kundenerlebnis über alle Mobile Wallets hinweg einheitlich gestaltet und White-Label-Apps interoperabler werden“, erläutert Jumaane. Er weist darauf hin, dass die Regulierung eine Schlüsselrolle bei der Erreichung dieser Standardisierung spielen kann. Ein Beleg dafür ist der Erfolg von 3-D Secure und EMV 3DS bei Online-Transaktionen.

In einigen Regionen bemüht man sich bereits um eine Verbesserung der Interoperabilität zwischen Mobile Wallets. „In Skandinavien wurde an der sogenannten Initiative P27 gearbeitet, die grenzüberschreitende Zahlungen und Interoperabilität zwischen Wallets hätte ermöglichen sollen“, berichtet Jumaane. „Das Projekt war leider nicht erfolgreich. Es zeigt aber, dass zunehmend erkannt wird, dass Mobile Wallets nahtlos zusammenarbeiten müssen.“

„Dass lokale Zahlungsmethoden miteinander kommunizieren können, ist eine wichtige Voraussetzung“, sagt Jumaane. „Karten werden gerade aus diesem Grund so häufig für die Bezahlung verwendet. Ganz gleich, wo Sie sich auf der Welt befinden, Ihre Debit- oder Kreditkarte funktioniert genau wie zuhause. Für die Standardisierung von Mobile Wallets muss also noch einiges getan werden.“

Zahlungen sind vermutlich der einfachste Aspekt von Mobile Wallets. Andere Einsatzmöglichkeiten wie die Identifizierung stellen Banken vor grössere Herausforderungen.

Haben Mobile Wallets Wallets eine grosse Zukunft vor sich?

„Mobile Wallets werden zunehmend wichtiger“, erklärt er zum Abschluss. „Für ihren Erfolg müssen aber lokale Anbieter, Banken und Aufsichtsbehörden zusammenarbeiten, um den Endnutzer:innen Komfort und Mehrwert bieten zu können.

Bankeigene White-Label-Lösungen können dabei eine Schlüsselrolle spielen, sie müssen aber Zusammenarbeit und Standardisierung mit Wettbewerb und Innovation in Einklang bringen."

Jumaane Hutchinson
Head of Product, Mobile Wallet at Netcetera

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