Erfolgreiche IT-Strategien für Banken

Wie können Banken florieren, wenn Strategie zu Software wird?

Für viele Banken in der DACH-Region sind es herausfordernde Zeiten. Digitale Bankplattformen, KI-gestützte Services und nahtlose Kundenerlebnisse dringen zunehmend in das Terrain traditioneller Banken vor. Während Unternehmen wie Delivery Hero, Spotify und Zalando mit kundenorientierter Technologie florieren, können viele Banken nicht mithalten – sie werden durch veraltete Teamstrukturen und fragmentierte IT-Systeme ausgebremst.

 

Beim Digital Banking Summit Workshop von G+D Netcetera haben wir IT-Strategien für Banken im DACH-Raum untersucht und gezeigt, wie Banken durch einen veränderten Technologieansatz florieren können – indem sie IT nicht mehr nur als Kostenfaktor sehen, sondern als treibende Kraft für strategisches Wachstum. In diesem Artikel werfen wir einen kurzen Blick auf einige Fragen, die wir im Workshop ausführlich diskutiert haben.

Was erwarten Kundinnen und Kunden von ihrer Bank?

Bankkundinnen und Bankkunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz erwarten heute online denselben Service wie bei Technologieunternehmen. Sie wünschen sich sichere, bequeme und personalisierte Erlebnisse – mit der Freiheit, ihre Finanzen über den jeweils passenden Kanal zu verwalten.

Banken, die KI-gestützte Personalisierung einsetzen, könnten beachtliche Ergebnisse erzielen: Die Kundenbindung kann im Vergleich zu traditionellen Methoden um bis zu 400 % steigen, die Kundenloyalität sich um bis zu 30 % verbessern.

Die spanische Bank BBVA zeigt, was mit einem kundenorientierten digitalen Ansatz möglich ist. Ihre Investitionen in maßgeschneiderte Finanzberatung und digitale Services führten zu einem Wachstum von 117 % bei Neukunden – 70 % der Verkäufe erfolgen nun digital. Dies ist auch für Banken in der DACH-Region relevant: Laut der Unternehmensberatung McKinsey verzeichneten Banken mit den zufriedensten Kundinnen und Kunden ein 84 % schnelleres Wachstum bei den Einlagen als Banken mit unzufriedenen Kundschaften.

Kundinnen und Kunden von heute wollen mehr als nur grundlegende Bankdienstleistungen – sie suchen umfassende Finanztools, unterstützende Communities und nahtlose Erlebnisse, egal ob online oder in der Filiale. Banken, die diese Erwartungen erfüllen, könnten sich einen entscheidenden Vorteil gegenüber ihren Mitbewerbern verschaffen.

Was passiert, wenn Banken Digitalisierung nur zur Kostensenkung nutzen?

Neue Technologien wie Cloud Computing, mobile Banking-APIs und Künstliche Intelligenz haben viele europäische Banken zur Digitalisierung gedrängt – meist mit dem Ziel, effizienter zu werden und Kosten zu senken. Laut McKinsey können Banken durch Automatisierungstechnologie ihre Betriebskosten innerhalb von fünf Jahren um bis zu 30 % senken.

Doch dieser Ansatz hat seine Tücken. Viele Banken betrachten Digitalisierung lediglich als Mittel zur Kostenreduktion – das lenkt die Aufmerksamkeit vom Kundenerlebnis ab. Eine aktuelle Studie zeigt: Retail-Banken in der Schweiz und Liechtenstein setzen Automatisierung vor allem zur Kosteneinsparung ein, nicht zur Wertsteigerung für Kundinnen und Kunden. Dieser „kurzsichtige Ansatz“ steht im starken Kontrast zu Vermögensverwaltungen, die Technologie gezielt zur Unterstützung ihrer Beraterinnen und Berater und zur Personalisierung der Kundenerfahrung einsetzen.

Die Folge: Traditionelle Banken, die sich zu stark auf Effizienz konzentrieren, verlieren Kundinnen und Kunden an digitale Vorreiter wie N26 (Deutschland) und Revolut (UK). Diese Neobanken haben Millionen von Nutzerinnen und Nutzer gewonnen, weil sie digitale Erlebnisse priorisieren – und nicht nur auf Kostensenkung setzen.

Wenn Digitalisierung nur auf Kostenreduktion ausgerichtet ist, kann ein gefährlicher Abwärtstrend entstehen: Kundinnen und Kunden wandern zu besser aufgestellten Wettbewerbern ab, Banken geraten unter Druck und kürzen weiter – was das Kundenerlebnis weiter verschlechtert.

„Viele Branchen nutzen die Digitalisierung, um zu wachsen und ihren Kundenschaften Mehrwert zu bieten – das Bankwesen darf da keine Ausnahme sein!“

Rüdiger Vogt

Head Center of Excellence Sales, G+D Netcetera

Welche konkreten Lösungen versprechen Erfolg?

Was können traditionelle europäische Banken also von Erfolgsgeschichten lernen? Einige etablierte Banken haben sich erfolgreich zu technologiegetriebenen Organisationen gewandelt – ein Vorbild für alle, die diesen Weg noch vor sich haben.

Beispiele für Digitalisierungs- und IT-Strategien, die Banken umsetzen können:

  • ING war eine der ersten europäischen Banken, die erfolgreich eine agile Organisationsstruktur einführte – inspiriert von Google und Spotify. Durch die Organisation in Squads und Tribes förderte sie die interdisziplinäre Zusammenarbeit und beschleunigte die Innovation. ING konnte so Produkte schneller auf den Markt bringen und zugleich Mitarbeiterengagement und Produktivität steigern.
  • Société Générale zeigt, wie ein Plattformansatz die Transformation vorantreiben kann. Die französische Bank entwickelte SG Markets – eine digitale Plattform für alle globalen Kunden. Dieses offene System integriert Partnerdienste nahtlos und erfüllt lokale Marktanforderungen. Dabei wird Routinearbeit automatisiert und Berater mit digitalen Tools ausgestattet.
  • DBS Bank (Singapur) ist ein weiteres Beispiel für eine gelungene digitale Transformation. Sie wandelte sich von der Bank mit den schlechtesten Kundenzufriedenheitswerten Singapurs zu einer der weltweit besten Digitalbanken. Ihr Erfolgsrezept: „digital bis ins Mark“, kundenzentriert und mit Startup-Agilität. Ergebnis: über 600 KI-Modelle, die den Kundenwert deutlich erhöhten.
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Empfehlungen für Banken in der DACH-Region:

  • Plattformansatz: Ökosysteme schaffen, die über das eigene Produktportfolio hinausgehen – mit offenen Schnittstellen zu externen Anbietern.
  • Kultureller Wandel: Technologie allein reicht nicht. Die Banken, die erfolgreich sind, haben ihre Technologieinvestitionen mit gezielten kulturellen Veränderungen in ihren Organisationen verknüpft.KI & Advanced Analytics: Nicht nur auf Kostensenkung fokussieren – KI nutzen, um Kundinnen und Kunden proaktiv zu beraten und ihre Bedürfnisse vorherzusehen.
  • Selbstoptimierende Prozesse: Prozesse intelligenter gestalten – Automatisierung einführen, die selbst dazulernt und die Customer Journey optimiert.

Digitalisierung im Bankwesen als Wachstumsmotor

Während Krypto-Banken und Fintechs wachsende Marktanteile erobern – die Schweiz führt mit einer Crypto-Adoptionsrate von 21 % in Europa – geraten traditionelle Banken zunehmend unter Anpassungsdruck. Die Beispiele von ING, Société Générale und DBS zeigen: Erfolg entsteht, wenn Technologie als strategischer Vorteil genutzt wird – nicht nur zur Kostensenkung.

Um voranzukommen, müssen sich Banken als technologiegetriebene Organisationen mit Fokus auf das Kundenerlebnis neu erfinden. Wer in der DACH-Region nicht mehr nur als Finanzinstitut denkt, sondern wie ein Softwareunternehmen agiert, hat die besten Chancen, erfolgreich zu sein.

Sie möchten wissen, wie Ihre Bank sich strategisch digitalisieren und weiterentwickeln kann? Sprechen Sie mit unseren Expertinnen und Experten und entdecken Sie, wie G+D Netcetera Sie unterstützen kann.

Andreas Pages

Head of Consulting & Solutions Digital Banking

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