Fassade versprayt oder Velo gestohlen? – Sachbeschädigungen und Fahrraddiebstähle sind die häufigsten begangenen Delikte, wie ein Blick in die Schweizerische Kriminalstatistik zeigt. So wurden 2012 beispielsweise 39'682 Fahrräder gestohlen. Auch wenn der Ärger über den Verlust bleibt, so können die Einwohnerinnen und Einwohner in den Kantonen Zürich, Bern, Zug, Freiburg, Schaffhausen und St. Gallen ihre Anzeige neu auf einem virtuellen Polizeiposten rund um die Uhr selber erfassen. Möglich macht dies das Webportal Suisse ePolice. Neben Sprayereien und Velodiebstählen können auch Kontrollschildverluste und -diebstähle online angezeigt werden. Ebenfalls auf der Plattform aufgeschaltet sind zwei Formulare zum Vollzug des Waffengesetzes, namentlich das Gesuch um Erteilung eines Waffenerwerbsscheines und der Schriftliche Vertrag für die Übertragung einer Waffe.
Mit der Realisierung des Projektes Suisse ePolice stehen Dienstleistungen, die bisher ausschliesslich auf einem Polizeiposten abgewickelt werden konnten, mit Hilfe einer Internetapplikation rund um die Uhr zur Verfügung. Dadurch erhöht sich die Verfügbarkeit dieser polizeilichen Dienstleistung für die Bevölkerung erheblich. Für die Polizeikorps verringert sich der Aufwand für die Erfassung und Bearbeitung solcher Massengeschäfte. Suisse ePolice ist ein ergänzendes Angebot. Anzeigen können nach wie vor auch auf jedem "echten" Polizeiposten erstattet werden.
Das neue Angebot richtet sich an Privatpersonen und Firmen. Bevor die Nutzerin oder der Nutzer mit der eigentlichen Erfassung des Falles beginnen kann, wird ihm eine Checkliste angezeigt mit den notwendigen Informationen, die er zur Hand haben muss. Im Fall eines Fahrraddiebstahls sind dies beispielsweise die Rahmennummer, die Marke und die Typenbezeichnung, die Versicherungsnummer und wenn vorhanden, die Kaufquittung. Hat der Nutzer eine Meldung aufgegeben, werden die Daten an das adressierte Polizeikorps übermittelt, das die Fallbearbeitung eröffnet.
Die Funktionalitäten von Suisse ePolice sind für Einwohnerinnen und Einwohner der beteiligten Kantone zugänglich. Nur wenn der Ereignisort (Sachbeschädigung, Diebstahl, Verlust) in einem dieser Kantone liegt, können andere Personen auch davon Gebrauch machen.
Erstes Projekt im Rahmen des Programmes HPI
Die Plattform Suisse ePolice ist ein Projekt der "Ersten Stunde" im Rahmen des Programmes zur Harmonisierung der Polizeiinformatik der Schweiz, das unter der Federführung der Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) in die Wege geleitet wurde. Das Programm basiert auf einer Vereinbarung zwischen dem Bund (vertreten durch das EJPD) und der KKJPD aus dem Jahr 2011. Die Vereinbarung regelt die gemeinsame Umsetzung von Projekten bei gleichzeitiger Beteiligung von mehreren Polizeikorps (sog. Vorreiter) sowie bei Bedarf auch von Bundesstellen. Das Prinzip basiert auf Freiwilligkeit und einer Kostenaufteilung gemäss der Ständigen Wohnbevölkerung der Schweiz. Damit wird den föderalistischen Strukturen der Polizeilandschaft Schweiz gebührend Rechnung getragen.
An der neuen Plattform Suisse ePolice beteiligen sich als Vorreiter die Korps der Kantone Zürich, Bern, Zug, Freiburg Schaffhausen und St. Gallen sowie die Korps der Städte Zürich und St. Gallen. Mit diesen sieben Polizeikorps erreicht Suisse ePolice bereits über 40% der Schweizer Bevölkerung (über 3,3 Mio. Einwohner). Ab 2014 können weitere Korps unter Kostenbeteiligung die Funktionalitäten der Plattform ebenfalls übernehmen, weshalb die Plattform schon heute dreisprachig konzipiert wurde. Die Kantonspolizei Neuenburg hat sich bereits zur Teilnahme an Suisse ePolice entschieden und wird ab anfangs März 2014 dabei sein. Mittelfristig sollen möglichst alle Korps dazukommen, dies umso mehr, als die Plattform Suisse ePolice als Integrator für weitere Funktionalitäten ausgelegt wurde. Auf Grund einer öffentlichen Ausschreibung erfolgte die Realisierung von Suisse ePolice durch die Firmen TriSolutions AG, Basel (Projektleitung) und Netcetera AG, Zürich. Letztere kommt auch für das Hosting der Plattform im Auftrag der Vorreiterkorps auf. Die einmaligen Projektkosten belaufen sich für die Vorreiter auf insgesamt rund 1,5 Millionen Franken. Die jährlichen Betriebskosten liegen bei ca. 430‘000 Franken.
Das neue Angebot von Suisse ePolice im Überblick
Folgende Ereignisse können über die Plattform Suisse ePolice gemeldet werden:
- Fahrrad- und Mofadiebstahl
- Kontrollschildverlust / Kontrollschilddiebstahl
- Sachbeschädigungen (Sprayereien, Graffiti etc.)
Voraussetzungen:
- Die Täterschaft ist nicht bekannt.
- Am Tatort sind keine Spuren ersichtlich (ausser bei Sachbeschädigungen).
- Der Ereignis- bzw. der Wohnort des Meldeerstatters liegt in einem Kanton, welcher Suisse ePolice betreibt bzw. unterstützt (ZH, BE, ZG, FR, SH, SG).
Ebenfalls auf der Plattform aufgeschaltet sind zwei Formulare zum Vollzug des Waffengesetzes:
- Gesuch Waffenerwerbsschein
- Schriftlicher Vertrag für die Übertragung einer Waffe