Ein Thema brennt Krankenhaus-Verwaltungen derzeit unter den Nägeln wie kein anderes: die Digitalisierung von Systemen und Arbeitsprozessen. Gesetzliche Vorgaben und Förderungen sollen dabei Rahmen und Möglichkeiten für Kliniken abstecken. In Deutschland wurde dafür das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) geschaffen.
Doch die Umsetzung ist schwierig: Viele Krankenhäuser haben keine klare Digitalstrategie. Am Ende sollen schließlich nicht einfach Tablets in Personalspinden liegen, sondern Prozessverbesserungen und Vereinheitlichungen sollen zu einem leistungsfähigeren Krankenhaus mit schlanker Verwaltung führen.
Im Webinar „Digitalisierung im Spital“ spricht Dr. Benedict Gross, Senior Manager bei PWC Deutschland, über Herausforderungen und Möglichkeiten der Digitalisierung von Kliniken in Deutschland. Was müssen Sie wissen, was denken Ärzte und Personal über die Digitalisierung und welche Lösungen gibt es?
Was ist das Krankenhauszukunftsgesetz und was soll es bewirken?
Bund und Länder stellen seit Januar 2021 insgesamt 4,3 Milliarden Euro im sogenannten Krankenhauszukunftsfonds zur Verfügung. Bis Ende des Jahres 2021 müssen die Förderanträge beim Bundesamt für Soziale Sicherung eingereicht werden.
Die Förderung umfasst Investitionen in moderne Notfallkapazitäten und Maßnahmen zur Verbesserung der digitalen Infrastruktur. Dazu gehören beispielsweise elektronische Patientenportale, digitale Dokumentationen, Medikamentenmanagement, telemedizinische Netzwerkstrukturen und Maßnahmen zur IT-Sicherheit. Letztere müssen mindestens 15 Prozent der genehmigten Fördermittel ausmachen. Damit einhergehende personelle Maßnahmen sind ebenfalls durch das KHZG abgedeckt.
Ziel ist es, die Versorgung der Patient:innen sowie die Sicherheit der Systeme in Krankenhäusern zu verbessern.
Vor welchen Herausforderungen stehen deutsche Krankenhäuser bei der Umsetzung des KHZG?
Der Modernisierungsbedarf an Kliniken ist enorm. „In den letzten Jahrzehnten hat ein Investitionsstau in deutschen Krankenhäusern dazu geführt, dass die Rechenzentren der Krankenhäuser alles andere als zeitgemäß und modern sind“, sagt Dr. Benedict Gross. „Es war einfach kein Geld dafür da, in moderne Infrastruktur zu investieren oder IT-Teams aufzubauen.“
Deshalb wird gefördert, etwa durch das Krankenhauszukunftsgesetz. Die Fördersumme von 4,3 Milliarden Euro bedeuten in Deutschland im Durchschnitt zwei Millionen Euro pro Krankenhaus. Pro Bett könnten rechnerisch rund 8.000 Euro ausgeschüttet werden. „Das kann je nach Größe des Hauses sehr viel sein,“ rechnet Gross vor, „oder aber sehr wenig, wenn es sich etwa um ein Universitätsspital handelt, das eigentlich das Zehnfache an Mitteln benötigt.“
Die föderale Vergabe der Mittel durch die Bundesländer erschwert den Förderprozess. „Im Herbst feiert das KHZG seinen ersten Geburtstag – ohne dass ein Cent an ein Krankenhaus geflossen wäre“, stellt Dr. Gross fest.