Dominique Ramelet, der gewohnte Arbeitsalltag ist durch die Coronakrise auf den Kopf gestellt worden. Wie hat die Netcetera AG den Übergang in den Lockdown bewerkstelligt?
Netcetera war auf die Transition ins Homeoffice gut vorbereitet. Unser Crisis Management Team (eine Einheit die seit vielen Jahren Einsätze bei Krisensituationen probt) wurde bereits im Februar aktiviert und sorgte entlang ihres Auftrages dafür, dass sämtliche betrieblichen Aspekte durch die fast vollständige Virtualisierung der Firma nicht betroffen wurden. Als Dienstleister in der internationalen Zahlungsindustrie (eines unserer wichtigsten Geschäftsfelder) erfüllt Netcetera eine wichtige Funktion bei der Abwicklung von bargeldlosen Zahlungen. In diesem kritischen Segment war die Kontinuität unserer Services für unsere Kunden zu jedem Zeitpunkt sichergestellt.
Der Umzug ins Homeoffice war für unsere Mitarbeitenden sowohl infrastrukturell wie auch organisatorisch keine Herausforderung. Netcetera propagiert seit Jahren das „work where you are“ – dementsprechend war die aktuell 99-prozentige Homeoffice-Präsenz lediglich eine Frage der Skalierung.
Inwiefern hat sich der Arbeitsalltag der Netcetera AG verändert?
Es ist interessant zu sehen, dass neben den offensichtlichen Aspekten (Videokonferenzen etc.) die Selbstwahrnehmung der Organisation sich verändert. Als international tätige Firma mit weltweit 14 Niederlassungen sehen wir wie unsere Netceterians näher zusammenrücken. Wir leben in einer Zeit der Äquidistanz – jede Person ist von jeder anderen genau eine virtuelle Armlänge entfernt. Geographische Barrieren bestehen nicht mehr. Dies führt zu neuen Möglichkeiten der kulturellen und methodischen Entwicklung.
Mit welchen Herausforderungen ist der veränderte Arbeitsalltag verbunden?
Im Wesentlichen beschäftigen uns als HR-Professionals zwei wichtige Herausforderungen: einerseits das Wohlergehen des Einzelnen, andererseits die Kompensation von nicht mehr existierenden Gefässen des Austausches. Wir setzen hier auf die Initialisierung von neuen Möglichkeiten wie virtuelle Veranstaltungen oder Initiativen zum Austausch und Diskussion von Erfahrungen. Wir verstehen auch dass die Wichtigkeit des transparenten Informierens weiter gestiegen ist.
Das Wohl des Einzelnen ist natürlich von grosser Bedeutung, aber leider nicht so ganz einfach zu Messen. Weisse Flecken sind nicht zu vermeiden. Es ist deshalb wichtig, dass wir uns alle um uns kümmern und aktiv aufeinander zugehen. Das soziale Klima in unserer Organisation hat mit dazu beigetragen, dass dies quasi schwarm-intelligent passiert.
Wie nehmen Sie als CHRO der Netcetera AG den Umgang mit den neuen Arbeitsumständen wahr?
Es ist schön zu beobachten, dass wir als Organisation von unseren Mitarbeitenden als stabilisierendes Element im Corona-Alltag wahrgenommen werden. Und wir setzen alles daran, diese Verbindung in allen Ausprägungen zu unterstützen.
Wie sorgt die Netcetera AG dafür, dass auch Positives aus der Coronakrise mitgenommen wird?
Wir wissen schon heute, dass die Krise uns in unserer Entwicklung beschleunigt. Das kommende „New Normal“ wird getragen werden von einem klareren Verständnis der Wichtigkeit von Werten, Kultur und auch Selbstorganisation – Themen die wir seit geraumer Zeit adressieren und die sich nun als wertvoll erweisen.
Teams emanzipieren sich und verstehen besser welche Möglichkeiten der Selbstorganisation und -entwicklung bisher brachgelegen sind. Und durch die aktive Förderung des Austausches von neuen Erkenntnissen erhöhen wir die Geschwindigkeit unserer kontinuierlichen Verbesserung.
Als HR-Abteilung verstehen wir uns hier in der Pflicht, solche Entwicklungen aktiv zu unterstützen und voranzutreiben. Wir befinden uns hier auf einer Reise und lernen jeden Tag dazu.