Starker Schub für bargeldloses Bezahlen

Corona-Krise und die Zukunft des Zahlens

Die Corona-Krise hat tiefgreifende Auswirkungen auf alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche. Das betrifft auch die Art und Weise, wie die Verbraucher in der momentanen Situation und in Zukunft bezahlen. Welche konkreten Entwicklungen lassen sich aktuell in der Payment-Branche beobachten und welche Perspektiven erscheinen derzeit realistisch? Kurt Schmid, verantwortlich für Strategie und Innovation im Payment-Bereich bei Netcetera, hat dazu die Daten aus dem Netcetera-eigenen Data-Warehouse analysiert und außerdem zahlreiche weitere Informationen zusammen-getragen. Davon konnten die Teilnehmenden des Webinars „Covid-19 and the impact to the future of payments“ profitieren.

Das Bezahlverhalten der Verbraucher zeigt natürlich grundsätzlich unterschiedliche Entwicklungen an den Kassen in Geschäften auf der einen Seite und im E-Commerce auf der anderen Seite.

Im Rahmen einer Studie äußerten 26 Prozent der befragten Verbraucher, dass sie seit dem Ausbruch der Corona-Krise beim Einkaufen in Geschäften bewusst auf Bargeld verzichten. 35 Prozent gaben an, dass sie auch vorher schon Kartenzahlungen bevorzugten. In der Folge gab es in den Geschäften, die noch öffnen durften, einen Rückgang der Barzahlungen um 30 Prozent. Corona bringt also einen sehr starken Schub für bargeldloses Bezahlen.

Debitkarten profitieren aktuell am meisten

Von der Verschiebung in Richtung Kartenzahlung können am meisten die Debitkarten mit einem Plus bei den Transaktionen von mehr als 10 Prozentpunkten profitieren. Dies liegt daran, dass Debitkarten hauptsächlich für die täglichen Einkäufe genutzt werden. Kreditkarten, die vor allem bei Reisen, Restaurants und Hotels zum Einsatz kommen, und Mobile Wallets können mit jeweils gut einem Prozentpunkt deutlich weniger zulegen.

Sehr deutlich zeigt sich auch, dass die Corona-Krise den Trend zu kontaktlosen Zahlungen verstärkt. Bei einer weltweiten Studie von Mastercard antworteten 82 Prozent der Verbraucher, dass sie kontaktlose Verfahren als hygienischer empfinden. Gleichzeitig berichtet Visa, dass kontaktlose Zahlungen in der Krisen-Zeit gegenüber dem Vorjahr um 40 Prozent zugenommen haben. Dafür ist sicherlich auch hilfreich, dass das Limit für Kontaktlos-Zahlungen in den meisten Ländern auf 50 Euro (80 CHF, 45 GBP) angehoben wurde. Dazu Kurt Schmid: „Ohne Corona hätte die Endverbraucher vermutlich jahrelang auf die Vorzüge der Limit-Erhöhung warten müssen.“

Der E-Commerce kann insoweit von Corona profitieren, dass Verbraucher zum Teil ihre bisherigen Vorbehalte aufgeben. So erklärten im Rahmen einer weltweiten Umfrage 18 Prozent der Konsumenten, dass sie wegen der Corona-Krise zum ersten Mal Online-Shopping genutzt hätten. Daraus ergibt sich für Online-Händler die Chance, neue Potenziale zu erschließen.

Krise mit heterogenen Auswirkungen

Insgesamt sind aber die Auswirkungen der Krise in der Payment-Branche sehr heterogen. So registrieren zum Beispiel einzelne Kreditkartenherausgeber aktuell einen Rückgang des Kartenumsatzes um 50 Prozent und mehr. Bei Acquirern ist das abgewickelte Volumen teilweise um rund 60 Prozent gesunken, während sich typisch bei den Payment Service Providern die Zuwächse durch zusätzliches Online-Shopping und die Rückgänge durch insgesamt niedrigeren Konsum in etwa die Waage halten.

Die Gründe dafür liegen in den generellen wirtschaftlichen Folgen der Krise: Die Arbeitslosenquoten steigen, und wenn den Menschen weniger Geld zur Verfügung steht, sinken die privaten Ausgaben. Dazu kommt, dass viele Verbraucher vom Konsum-Modus eher in den Spar-Modus umschalten werden. Es ist zu erwarten, dass sich dies in der Payment-Branche durch sinkende Transaktionszahlen, Volumina und Erträge stärker bemerkbar machen wird als in der Wirtschaft insgesamt.

Immerhin werden aber die jetzt erreichten Vorteile im Payment auch nach der Krise weiterbestehen: Die Kontaktlos-Limits werden auf einem höheren Level bleiben. Ebenso wird sich der Trend zum kontaktlosen Bezahlen fortsetzen, nachdem die Verbraucher jetzt die Vorteile schätzen gelernt haben. Außerdem ist ein Push für den E-Commerce zu erwarten, sobald die Händler wieder in der Lage sind, zu investieren.

Corona als Beschleunigung der Zukunft des Bezahlens

Frühere Studien haben einen Rückgang der Bargeldquote und eine Steigerung von neuen, digitalen Formen des Bezahlens für 2023 vorausgesagt. Wir bemerken jetzt, dass die Corona-Krise diesen Wandel beschleunigt. Ursprünglich war erst für 2023 erwartet worden, dass nur gerade noch 28 Prozent mit Bargeld im Euro-Raum bezahlen. Vermutlich wird dies jetzt 1-2 Jahre früher erfolgen und damit den Wandel zu digitalem Bezahlen noch beschleunigt.

Schlüsselrolle für digitales Bezahlen

Von China lässt sich lernen, welche wichtige Schlüsselrolle das digitale Bezahlen dabei spielt, die Wirtschaft in der Krise weiter am Laufen zu halten und gleichzeitig die Ausbreitung des Virus wirkungsvoll einzuschränken. Dies gilt sowohl für das kontaktlose Bezahlen per Smartphone als auch für Initiativen im E-Commerce, die insbesondere kleineren Händlern helfen, ihr Geschäft weiter zu betreiben.

Als Fazit des Webinars lässt sich festhalten: Digitalisierung ist in allen Bereichen der Wirtschaft jetzt wichtiger als jemals zuvor. Beim Payment liegt der Schlüssel zum Erfolg in einer weiteren Verbesserung der Nutzerfreundlichkeit – insbesondere im E-Commerce. Neue Check-Out-Erfahrungen, zum Beispiel durch „Secure Remote Commerce“, „Delegated Authentication“, „Push Provisioning“ und „Easy Onboarding“ werden dies unterstützen. Beim Mobile Payment können Mehrwertdienste für eine weiter steigende Attraktivität sorgen. So liegt in der Corona-Krise schließlich die Chance, die Entwicklung von Digital Payment und Digital Banking zu beschleunigen.

Kurt Schmid: „Beim Webinar haben wir die Teilnehmer auch danach gefragt, wie ihre Unternehmen durch die Krise kommen. Bei den meisten liegt der Fokus aktuell darauf, die eigene Effizienz zu steigern und die Digitalisierung weiter voranzutreiben. Von den Teilnehmern kam außerdem die Anregung, dieses Webinar in etwa einem halben Jahr zu wiederholen, wenn sich die weitere Entwicklung dieser Pandemie besser einschätzen lässt. Das nehmen wir gerne auf.“

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