Den SBB-Fahrplan zu erstellen ist sehr komplex, befahren doch täglich über 9’000 Personen- und Güterzüge mehr als 3'000 Kilometer Schiene. Dabei sind unterschiedliche Geschwindigkeiten der Züge zu beachten, kundenfreundliche Anschlüsse zu realisieren, Stosszeiten im Pendlerverkehr und Nachfrageschwankungen im Güterverkehr zu berücksichtigen. Verschiedenste betriebliche Abläufe erfordern eine gute Planung. Festgelegt werden müssen dabei beispielsweise die An- und Abfahrtszeiten, die Zugabfolge auf einer Strecke, der genaue Fahrweg beim Einfahren in den Bahnhof oder das Rangieren und Abstellen nicht benötigter Loks und Wagen. Vor Einführung der neuen Fahrplan-Software "NeTS" stützten sich die annähernd 300 SBB-Planer auf mehrere Planungssysteme, die teilweise aus den 80er Jahren stammten. Diese Hilfsmittel waren technisch ausgereizt und genügten den Anforderungen an die Planung eines immer dichteren und präziseren Fahrplans nicht mehr. Ende 2005 beauftragte die SBB die Schweizer Informatikdienstleisterin Netcetera, ein neues Fahrplansystem zu entwickeln.
In enger Kooperation mit der SBB schuf Netcetera zusammen mit den Projektpartnern Ergon und NOSE und unter Einsatz tausender Personentage das heutige System für die Erstellung des SBB-Fahrplans. Die gemeinsame Projektwerkstatt, wo Fachspezialisten, Anwender und Softwareentwickler an einem Ort zusammenarbeiteten, trug massgeblich zum Erfolg bei. Entstanden ist eine weltweit einzigartige, ganz auf die Bedürfnisse der SBB abgestimmte Softwarelösung. Mit NeTS stehen den Planern verschiedene grafische und tabellarische Werkzeuge zur Verfügung. Jede Zugfahrt wird auf Basis des exakten Fahrwegs und dessen technischen und topografischen Gegebeneinheiten berechnet. Mit der Anwendung werden auch sämtliche Extra- und Ersatzzüge sowie Umleitungen und andere kurzfristige Änderungen geplant. Ausserdem unterstützt NeTS die Planung von Unterhaltsarbeiten und die Bestellung für Zugfahrten. Um die Weiterentwicklung, Flexibilität und Wartung langfristig zu gewährleisten, basiert NeTS auf modernsten Informatikmitteln und einer offenen, flexiblen Architektur. Das erleichterte auch die Einbindung der Software in die bestehenden SBB-Systeme
Bewährungsprobe bestanden
Bereits im August 2008 begann die Erarbeitung des Fahrplans für 2010 mit der neuen Software. Seit 13. Dezember 2009 wickelt die SBB nun den gesamten Fahrplan mit NeTS ab, also auch kurzfristige Anpassungen und Umleitungen. Die erste Bewährungsprobe bestand die Software schon am Tag nach dem Fahrplanwechsel bei einer Güterzugentgleisung zur Stosszeit im Zürcher Hauptbahnhof. Die erforderliche Umplanung von mehr als 1000 Zügen innert weniger Stunden konnte mit NeTS gut bewerkstelligt werden. «NeTS entstammt einer echten Entwicklungspartnerschaft, wobei jeder Partner seine spezifische Kompetenz einbrachte. Dabei überzeugte Netceteras Flexibilität, unsere anspruchsvollen Anforderungen effizient umzusetzen», meint Andreas Gutweniger, Gesamtprojektleiter bei der SBB.
Internationale Anerkennung für die NeTS-Software
Die Planungssoftware NeTS wurde konsequent nach JEE-Standard entwickelt und gehört in der Schweiz zu den grössten auf der Eclipse Rich-Client-Plattform basierenden Applikationen. An der Eclipse-Konferenz 2009 in Santa Clara (USA) wurde NeTS in der Kategorie "Best Commercial RCP Application" ausgezeichnet. Die Eclipse Foundation wurde im Januar 2004 als unabhängige Non-Profit-Organisation gegründet. Sie unterstützt ihre Mitglieder mit ihrer Software-Entwicklungsplattform und bildet eine herstellerunabhängige, offene und transparente Open Source-Gemeinschaft. «NeTS beweist, dass Netcetera äusserst komplexe und grosse Aufgaben lösen kann. Dass wir auch bei diesem Projekt sehr eng mit dem Kunden und den Projektpartnern zusammenarbeiteten, war entscheidend für die effiziente und erfolgreiche Entwicklung», kommentiert Andrej Vckovski, CEO der Netcetera Gruppe.