Die unterschiedliche Geschwindigkeit der Adaption der Digitalisierung sowie voneinander abweichende Erwartungshaltungen in Zentrale und Außenredaktionen führten immer wieder zu Frustration auf beiden Seiten, berichtet Greuel. Er ist dabei selbstkritisch: Die Zentrale habe oft Dinge oder Prozesse vorausgesetzt, die in den Außenredaktionen noch gar nicht angekommen sind.
Transparenz und Kommunikation in der Führung brauchten also Anpassung. „Wir haben den Nachholbedarf gesehen, Kolleginnen und Kollegen besser mitzunehmen und in die Transformationsprozesse zu integrieren.“ Dazu kam, dass die Kommunikationswege uneinheitlich waren und viel Mehrarbeit durch Unklarheiten über Zuständigkeiten und Entscheidungswege verursacht wurden. Wieso werden welche Entscheidungen getroffen und wie? Welches Verhältnis sollen etwa Reichweite und Abos haben? Welche Zielkennziffern (KPI) verfolgen wir?
"Wir haben es verpasst, richtig zu kommunizieren, zu erklären, mitzunehmen“, sagt Greuel. Das ist im Verlagswesen oft zu beobachten, heißt es im Publishing Barometer 2022: „Oft ist ein großes Problem, dass den Redakteur:innen das übergeordnete Ziel nicht klar ist oder es nicht gut kommuniziert wird. Warum machen wir das jetzt so?“
"Auch das Interesse an KPIs, Messen, Daten, Auswertung und Interpretation der Daten war in den Außenredaktionen nie sonderlich ausgeprägt“, erklärt Michael Greuel. Der Grund: "Man fühlte sich – zu Recht – alleingelassen mit den Reportings und Zahlen.“
Komplett unterschiedliche Arbeitsweisen, andere Konferenzstrukturen, verschiedene Themenplanung und Ausspielung sorgten letztendlich für eine „Schwammigkeit“ und Ungleichheit, die sich negativ auf die gewünschten Kennzahlen in der Region auswirkte.